L'Agefi - Pascal Schmuck (26.01.2022) - Die Genfer Bank veröffentlicht trotz Pandemie gute Geschäftszahlen für 2021. CEO Guy de Picciotto äussert sich zum Start ins Geschäftsjahr 2022.

Die Union Bancaire Privée (UBP) setzt eine Tradition des Gründers Edgar de Picciotto fort. Sie veröffentlicht jeweils ihre Geschäftszahlen vor Beginn des World Economic Forum in Davos. Diese Tradition ist auch ein Anlass, auf die wichtigsten Tendenzen am Schweizer Finanzplatz einzugehen.

Die UBP hat für das Jahr 2021 einen Anstieg des Reingewinns um fast 11% auf 201,2 Millionen Franken und eine Zunahme der verwalteten Vermögen um 8,8% auf 160,4 Milliarden Franken ausgewiesen. CEO Guy de Picciotto geht im Gespräch mit L’Agefi auf die wichtigen Etappen des vergangenen Geschäftsjahrs und die Herausforderungen für die Genfer Privatbank in diesem Jahr ein.

Hatten Sie Anfang 2021 mit einer solchen Wertentwicklung gerechnet?

Zu diesem Zeitpunkt war unser Worst-Case-Budget viel tiefer. Wir rechneten damit, dass die Dollarzinsen einen starken Einfluss haben würden, doch letztlich konnten wir diesen Schock dank grösseren Transaktionsvolumen und Netto-Neugeldern abfedern. Rückblickend bin ich also recht zufrieden, so wie die Dinge gelaufen sind.

Wie sehen Ihre Prognosen für das laufende Jahr aus?

Als Erstes dürften sich die Börsen nach dem Fehlstart im Januar wieder fangen. Ausgelöst hatten diesen Fehlstart die Aussicht auf Zinserhöhungen, die steigende Inflation und geopolitische Spannungen, vor allem zwischen der Ukraine und Russland. Wir erwarten eine Hausse der Dollarzinsen, was sich für uns positiv auswirken wird. Ausser wenn diese mit einer hochschiessenden Inflation einhergeht und Verwerfungen an den Börsen auslöst. In diesem Jahr rechnen wir zurzeit mit vier Zinsanhebungen der US-Zentralbank. Auch dürfen wir das «berühmte», Alles beherrschende Virus nicht vergessen. Mal sehen, was uns da noch bevorsteht.

Sie haben aber die Pandemie relativ unbeschadet überstanden?

Wie alle Vermögensverwaltungsbanken. Unser Geschäftsergebnis ist das Spiegelbild der von den Zentralbanken betriebenen Geldpolitik. Sie haben die Zügel locker gelassen, und so die Börsen und Nettokapitalzuflüsse begünstigt. Ein strikterer Kurs könnte den Mechanismus verlangsamen.

Ihr Betriebsaufwand hat im Jahr 2021 markant zugenommen. Grund dafür war die Übernahme von Millennium Banque Privée und die Rekrutierung neuer Teams. Wird es in diesem Jahr so weitergehen?

Wir befinden uns derzeit in der Abschlussphase der Integration des Private-Banking-Geschäfts von Danske Bank International in Luxemburg. Unser Betriebsaufwand wird also noch etwas steigen. Auch Neueinstellungen könnten ihn beeinflussen. Wir planen zurzeit keine Akquisition, sind aber offen für neue Gelegenheiten, ob in der Schweiz oder im Ausland.

Amerikanische Banken beklagen sich über starkes Lohnwachstum. Wie sieht es bei der UBP aus?

Wir sind im Gegensatz zu Wall Street nicht mit hochschiessenden Löhnen konfrontiert. In den USA ist zwar die Inflation, aber mehr noch der Mangel an Arbeitskräften für den Anstieg der Lohnkosten verantwortlich. Bei der UBP wird sich der Lohnanstieg im Rahmen der vorangehenden Jahre entwickeln.

Die UBP will «ein wichtiger Akteur im Bereich der «nachhaltigen Finanzanlagen» werden. Wie werden Sie dieses Ziel erreichen?

Unser wichtigste Rolle als Finanzintermediär ist es, unseren privaten und institutionellen Kunden verantwortungsvolle Anlagelösungen näherzubringen. Als Erstes müssen wir nicht nur unsere Mitarbeitenden im Kundendienst auf diesem Gebiet weiterbilden, sondern auch unsere Kundinnen und Kunden dafür sensibilisieren. In einem zweiten Schritt wollen wir uns nicht nur auf Anlagefonds beschränken, sondern unser nachhaltiges Angebot ausweiten. Wir arbeiten daran, Indikatoren zu entwickeln, um diesen Ansatz konkret zu gestalten, damit unsere Kundschaft den Nachhaltigkeitsgrad ihres Portfolios messen kann. So haben wir bereits die ESG-Ratings der Portfolios in die Kunden-Reportings integriert.

Genügt das, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen?

Das ist nicht unbedingt unser Ziel. Wir wollen vor allem eine Mehrheit der Kundinnen und Kunden von nachhaltigen Anlagestrategien überzeugen. Andere Banken werden sicher schneller sein, aber man darf nicht den Risikofaktor «Greenwashing» vergessen. Für uns zählt vor allem, unseren Kundinnen und Kunden geeignete Lösungen anzubieten. Die Umwandlung unseres Produktangebots ist noch nicht abgeschlossen, und wir wollen uns dabei auf unsere Impact-Anlagen konzentrieren, die mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Da liegen unsere Prioritäten in den kommenden Monaten.