Institutional Money (06.05.2021) - In den vergangenen Monaten sind die Nominalzinsen weltweit gestiegen. Dieser Trend wird unserer Einschätzung nach andauern, allerdings aus anderen Gründen. Damit stellt sich die Frage, wie sich Anleger nun an den Rentenmärkten positionieren sollten.

Üblicherweise sind die Erlösquoten in einer Rezession rückläufig.

2020 war hier keine Ausnahme, denn auch in diesem Jahr bewegten sich die Erlösquoten auf ähnlichem Niveau wie in früheren Abschwungphasen.

Mit der schrittweisen Öffnung der Wirtschaft dürfte jedoch auch in diesem Punkt eine Normalisierung einsetzen. Angesichts der Bereinigung des High Yield-Marktes und des wachsenden Optimismus in Bezug auf die Konjunkturaussichten rechnen wir für 2021 nicht mit extrem hohe Ausfallquoten.

Die Zinsentwicklung behalten wir allerdings ganz genau im Blick. Mit Zinssenkungen haben die globalen Zentralbanken versucht, der Krise Herr zu werden und den Druck aus den Finanzmärkten zu nehmen. Dies hat dazu geführt, dass das Zinsniveau nun an der effektiven Zinsuntergrenze liegt. Die vorsichtige Öffnung der Wirtschaft in vielen Ländern und die ersten Anzeichen einer Wachstumserholung manifestieren sich bereits in steigenden Zinsen, vor allem in der Mitte und am langen Ende der Zinskurve. Das Zusammenspiel aus günstigen makroökonomischen Rahmenbedingungen, der erwarteten weiteren Einengung der High Yield-Spreads und der Aussicht auf einen zusätzlichen Anstieg des Zinsniveaus spricht aus unserer Sicht für einen hybriden Ansatz in Bezug auf die aktuelle High Yield-Positionierung mit einer Kombination aus niedriger Zinsallokation und einer vollen Risikoprämienallokation.

Dies wirft natürlich die Frage auf, ob wir für den High Yield-Markt für 2021 eine ähnlich gute Entwicklung sehen.

Auch wenn die Impfkampagnen in den einzelnen Ländern unterschiedlich schnell anlaufen, werden damit doch die Voraussetzungen für eine synchrone Erholung der Weltwirtschaft geschaffen. So wird in den USA und Großbritannien zwar momentan schneller geimpft, doch dürfte die EU rasch aufholen, sobald die Lieferengpässe überwunden sind. Gleichzeitig sind in beiden Regionen sowohl von der Geldpolitik mit der Fortführung großvolumiger QE-Programme als auch von fiskalpolitischen Maßnahmen wachstumsstimulierende Effekte zu erwarten. Insbesondere in den USA ist nach dem „Blue Sweep“ – dem Sieg der Demokraten nicht nur bei der Präsidentschaftswahl, sondern auch beim Kampf um die Mehrheitsverhältnisse in Repräsentantenhaus und Senat – nun der Weg frei für weitere Konjunkturpakete. In Europa steht mit dem Aufbaufonds der EU ein fiskalpolitisches Instrument zur Verfügung, um die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie zu fördern. Zwar gab es Kritik an der Verteilung und Verwendung der Mittel aus dem Aufbaufonds, doch die Ernennung von Mario Draghi zum Premierminister Italiens dürfte das Vertrauen der Anleger an dieser Front wieder etwas stärken.

Die makroökonomischen Rahmenbedingungen sind aus unserer Sicht gut für Risikomärkte, allen voran für das High Yield-Segment.

Im Gegensatz zu anderen Anlageklassen des Rentenmarktes haben die Spreads am High Yield-Markt noch nicht zu den Tiefstständen zurückgefunden, die vor Covid-19 zu verzeichnen waren. Sollte dieser Fall doch eintreten, können sich High Yield-Anleger zusätzlich zu ihrem Carry über Wertsteigerungen freuen. Wir gehen auch davon aus, dass sich die Zahl der Zahlungsausfälle 2021 im Rahmen halten wird, nachdem das abrupte Herunterfahren der Wirtschaft im Jahr 2020 Unternehmen mit dünner Kapitaldecke ungebremst in die Insolvenz getrieben hat, was die Zahlungsausfälle in die Höhe schnellen ließ.

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Philippe Gräub
Head of Global & Absolute Return Fixed Income 
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Bernard McGrath
Investment Specialist
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