Bei den strukturierten Produkten hat sich viel getan, vor allem durch die strengere Regulierung, nachdem sie von Anlegern lange mit einer gewissen Skepsis betrachtet worden waren. Diese Instrumente sind heute noch einer sehr (zu) geringen Anzahl von Kunden vorbehalten, dürften sich aber künftig wachsender Beliebtheit erfreuen. Lassen Sie mich das erklären.

Vor mehr als fünfzig Jahren waren die ersten „Reverse Convertibles“ noch ausschliesslich für den kleinen Kreis institutioneller Anleger gedacht. Heute richten sich diese Produkte an ein wesentlich breiteres Publikum. In den letzten fünfzehn Jahren haben sich strukturierte Produkte mit der Entwicklung eines entsprechenden Managementinstrumentariums und strafferer Regulierung als feste Grösse in der Vermögensverwaltung etabliert. Der Swiss Structured Products Association (SSPA) zufolge wurde in diesem Sektor im 1. Quartal 2024 mit einem Umsatzvolumen von CHF 49 Mrd. eine Steigerung von etwa 20% gegenüber dem Vorquartal verzeichnet. Vorherrschend sind heute auf die Optimierung der Wertentwicklung ausgerichtete Produkte. Was die Basiswerte anbelangt, entfällt der Löwenanteil auf Aktien (54%), gefolgt von Währungen (22%), Anleihen (10%), anderen Anlageklassen (9%) und Rohstoffen (5%).

Imagewandel

Obwohl strukturierte Produkte also auf dem Vormarsch sind, ist nicht von der Hand zu weisen, dass sie am Markt immer noch mit gewissen Vorurteilen zu kämpfen haben... die es endlich auszuräumen gilt. Sie mögen auf den ersten Blick komplex erscheinen. Dass in ihre Struktur auch Elemente wie Optionen oder Derivate mit höheren Anforderungen an das Finanzmarkt-Know-how eingebettet sind, macht die Dinge für unerfahrene Anleger nicht einfacher.

Hatten wir es jedoch vor 2008 mit einem undurchsichtigen Dschungel von Produkten zu tun, haben mit der Regulierung eine klare Klassifizierung und strenge Regeln Einzug gehalten, was das Angebot wesentlich übersichtlicher macht. Banken und Finanzberater spielen eine Schlüsselrolle dabei, die Risiko- und Renditeprofile einzuordnen und die für ihre Kunden geeigneten Produkte herauszufiltern.

Auch die Transparenz hat sich dank einer engmaschigeren Regulierung und der Bemühungen der Branche um klare und zugängliche Informationen stark verbessert. Detaillierte Produktinformationsblätter, Szenario-Simulationen und genaue Erläuterungen zur Funktionsweise der Produkte sind mittlerweile Standard.

Mit den Informationsblättern hat sich auch die Kostentransparenz verbessert, eine weitere Achillesferse dieser Produkte. Heutzutage ist es für Kunden ein Leichtes, die Gesamtkosten eines Produktes abzuschätzen. Die Kosten variieren natürlich, müssen aber mit den Vorteilen abgewogen werden, die das Produkt dem Anleger jeweils bietet. So können sie im Hinblick auf eine massgeschneiderte Strukturierung, Kapitalschutzmechanismen oder asymmetrisches Renditepotenzial durchaus gerechtfertigt sein. In der Gesamtschau hat der intensive Wettbewerb am Markt für strukturierte Produkte zu einer massiven Kostensenkung für Anleger geführt.

Besonders kundenorientiert

Ob im Rahmen eines Vermögensverwaltungs- oder eines Beratungsmandats: Mit strukturierten Produkten lassen sich die Vermögensallokation eines Portfolios optimieren und strategische oder taktische Perspektiven konkretisieren. Bei den Anlageprozessen hat es viel Bewegung gegeben. In einem ersten Schritt werden heute vor Konzipierung des Produkts bestimmte Renditeziele und Risikovorgaben festgelegt. In einem zweiten Schritt, der Strukturierung, werden die Fundamentaldaten des Basiswertes und die Marktparameter analysiert. In einem System der offenen Architektur werden dann die besten Konditionen ermittelt. Das aktive Monitoring bis zur Fälligkeit ist ebenfalls eine entscheidende Komponente. Damit kann der Entwicklung des Marktumfelds im Vergleich zu dem bei Auflegung des Produktes zugrunde gelegten Szenario Rechnung getragen werden.

Strukturierte Produkte haben zudem den Vorteil, dass sich ohne die schwergängigen Strukturen von Anlagefonds schnell eine bestimmte thematisches Positionierung umsetzen lässt. So bekommen Anleger mit den als Actively Managed Certificates (AMC) bekannten, aktiv verwalteten Zertifikaten Zugang zu einem transparenten Korb bestimmter Strukturen, der nach den geltenden Regeln des Portfoliomanagements zusammengestellt und überwacht wird. Für diese aktiv verwalteten Zertifikate gelten strikte Diversifizierungsvorgaben und ein strenger Auswahlprozess bei kontinuierlicher Risikoüberwachung.

Asymmetrische Positionierung

Diese Instrumente können passgenau auf die Bedürfnisse jedes Privatkunden zugeschnitten werden. In Abhängigkeit von den Prognosen zur Marktentwicklung kann ein Portfolio damit asymmetrisch ausgerichtet werden. Mit anderen Worten, das Portfolio kann gegen einen Baisse des Basiswerts (Referenzwert) abgesichert werden, an der Wertentwicklung eines Vermögenswertes teilhaben, ohne dass dieser selbst eine Portfoliokomponente ist, oder mit einem Kapitalschutz ausgestattet werden, mit der Möglichkeit, von Kursgewinnen zu profitieren. Es kommt in erster Linie darauf an, das Risikoprofil jedes Produktes zu verstehen und an die Ziele und die Risikotoleranz der Anleger anzupassen.

Strukturierte Produkte haben also einen langen Entwicklungsprozess durchlaufen, bis sie den Bedürfnissen von Privatanlegern entsprachen und diesen ein breites Spektrum an diversifizierten Lösungen bieten konnten. Diese zu so etablierten Instrumenten zu machen wie Anlagefonds, ist eine grosse Herausforderung für den Finanzplatz Genf, der sich damit als Weltmarktführer in diesem Segment profilieren könnte.

Dank grösserer Transparenz und strengerer Regulierung wie auch einer besseren Aufklärung der Anleger dürften sich strukturierte Produkte in der Vermögensverwaltung noch stärker durchsetzen, um so den Bedürfnissen einer anspruchsvollen Kundschaft besser gerecht zu werden.