Finanz und Wirtschaft (20.03.2021) - Der Goldpreis fiel in den jüngsten Wochen auf etwa 1680 US-Dollar pro Unze. Ausgelöst hatte den Einbruch die konstante Versteilerung der amerikanischen Zinskurve.

Seit Januar sind zehnjährige Anleihenrenditen um 80 Basispunkte auf rund 1,70% gestiegen. Damit dürften die Realzinsen in den kommenden Monaten nicht mehr so stark negativ ausfallen. Das Szenario eines Bullenmarktes für Gold war von dauerhaft negativen Realzinsen abhängig.

Die ausgelassene Stimmung an den internationalen Aktienmärkten war mit ein Grund für den rückläufigen Preis, da die Anleger ihre Gold-Positionen gegen zyklische Aktien eintauschten. Mit Gold unterlegte ETF (Exchange Traded Funds) verzeichneten seit Oktober 2020 Abflüsse in Höhe von zirka 13 Milliarden US-Dollar. Aus den aktuellen Daten der Commodity Futures Trading Commission geht hervor, dass die Anleger ihre Netto-Long-Positionen in den letzten Wochen signifikant abbauten. Die Stimmung an den Märkten ist von einer Bevorzugung von Long-Positionen im Gold gekippt und der Ausblick pessimistischer geworden.

Auf kurze Sicht besteht ein Baisserisiko.

Die amerikanische Notenbank hat ihre Prognosen für Wachstum und Arbeitsmarkt erhöht. Sie bestätigte damit den Verdacht der Märkte, dass die Risiken nicht mehr zusätzliche monetäre Stimulierungsmassnahmen anzeigen. Zurzeit deutet der Optionenmarkt auf hohe Wetten in Gold-Puts hin, ein Anzeichen, dass die Anleger weitere aggressive Preissteigerungen eskomptieren.

Weil das Fed seine Wachstums- und Arbeitsmarktprognosen angehoben hat, beinhalten die US-Renditen ein Hausserisiko. Als Begleiterscheinung könnte es zu einem weiteren moderaten Rückgang beim Goldpreis kommen. Dabei liegt ein Niveau von 1’650 US-Dollar durchaus im Bereich des Möglichen. Viel niedriger dürfte Gold nicht fallen, weil der Grossteil des Renditeanstiegs stattgefunden hat und von den Anlegern voll eingepreist ist. Der US-Dollar dürfte sich in den nächsten Quartalen aufgrund der Ausweitung des doppelten Defizits der USA, das zurzeit bei 20% des BIP liegt, signifikant abwerten. Seine Schwäche wird Gold begünstigen, dessen Wert in dieser Währung ausgedrückt wird.

Unter 1’650 US-Dollar dürfte das Edelmetall aber nicht fallen.

Rund um den Globus werden die Zentralbanken ihre aggressiven Stimuli fortsetzen. Eine Rückkehr zu den monetären Grundprinzipien an breiter Flur ist aber nicht in Aussicht. Trotz der kürzlich anziehenden US-Renditen tätigt das Fed jeden Monat Anleihenkäufe in Höhe von USD 120 Mrd. Wenn die Wachstums- und Inflationsdynamik auf ihren Vorpandemietrend zurückkehrt, werden die Währungshüter gezwungen sein, einen sehr lockeren Kurs zu fahren. Längerfristig würde dies dem Gold eine Stütze bieten. Alles in Allem sind wir der Ansicht, dass sich das Gold den Rest des Jahres über innerhalb einer Bandbreite von 1’650 bis 1’800 US-Dollar bewegen wird.

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Peter Kinsella
Global Head of Forex Strategy
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