Institutional Money (10.11.2020) - In der Finanztheorie wird davon ausgegangen, dass bei einer Anlage in ein ausgewogenes Portfolio mit einem Aktien-/Renten-Anteil von 60:40 Prozent die Aktienallokation dazu dient, Kursgewinne und Wachstum zu generieren, wohingegen die Anleihepositionen regelmäßige Erträge und Sicherheit bieten.

In der traditionellen Finanztheorie wird davon ausgegangen, dass bei einer Anlage in ein ausgewogenes Portfolio mit einem Aktienanteil von üblicherweise 60 Prozent und einer Rentenkomponente von 40 Prozent die Aktienallokation dazu dient, Kursgewinne und Wachstum zu generieren, wohingegen die Anleihepositionen regelmäßige Erträge und Sicherheit bieten. In den vergangenen dreißig Jahren war stets darauf Verlass, dass diese Anlagestrategie gut funktioniert und beide Anlageklassen diese Erwartungen erfüllen. Doch der Blick in die Zukunft zeigt, dass diese Theorie mittlerweile in Frage gestellt werden könnte, insbesondere in Bezug auf die Rentenkomponente.

Hält die Rentenkomponente heute noch, was sie einst versprach ?

Vor dem Hintergrund einer strukturell bedingten Verlangsamung des globalen Wachstums, dessen Ursache in Veränderungen der Produktivität, dem technologischen Wandel und der demografischen Entwicklung liegt, tendieren die Zinsen immer weiter nach unten. Inzwischen bewegt sich das Zinsniveau in den Industrieländern an der effektiven Zinsuntergrenze, was zu einem fast versiegten oder sogar negativen Ertragsstrom aus sicher geltenden Rentenanlagen führt. Gaben die Anleihen in den letzten dreißig Jahren immerhin noch eine Chance auf Kursgewinne, schwindet heute dieses zusätzliche Ertragspotenzial immer mehr, insbesondere durch die Zurückhaltung der Zentralbanken, die Zinsen weiter zu reduzieren.

Schwächelnde Schutzfunktion der Renten belegbar

Auch die Schutzfunktion, die den Anleihen des oberen Qualitätsspektrums zugeschrieben wird, könnte in der Zukunft mehr und mehr bröckeln. In jeder der vergangenen Wirtschaftskrisen, angefangen von der LTCM-Pleite 1998 bis hin zur seit März grassierenden Corona-Pandemie, galt das Prinzip des Verlustausgleichs, d.h. in einem ausgewogenen Portfolio federten die sicher angesehenen Rentenanlagen durch ihre positive Wertentwicklung die Schwächen der Aktienkomponente ab. Nun, da das Zinsniveau an der effektiven Zinsuntergrenze liegt, sind der Wirkung von hochwertigen Anleihen als sicherer Hafen jedoch die Grenzen gesetzt.

Auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten für das Portfolio

Hier sollten Anleger daher über eine Umschichtung in Absolute Return-Anleihestrategien nachdenken. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass keine Beschränkungen auf bestimmte Anlageklassen (wie Staatsanleihen, Investment Grade- oder High Yield-Papiere), Sektoren, Länder und/oder Laufzeiten bestehen. Dadurch bleiben einem aktiven Portfoliomanager größtmögliche Freiheiten bei der Auswahl der, je nach gesamtwirtschaftlicher Lage, optimalen Instrumente für ein gutes Anlageergebnis.

Schemata-Vielfalt bei Absolute Return-Ansätzen

Das Besondere an Absolute Return-Strategien ist, dass jede einem anderen Schema folgt. Die Bandbreite reicht von renditestarken, gleichzeitig aber auch volatileren Strategien bis hin zu eher defensiv ausgerichteten Konzepten mit regelmäßigen Erträgen und begrenzten Drawdowns. Ein Mittel, um den Anlageerfolg dieser Fonds zu vergleichen, ist die Sharpe Ratio – eine mathematische Formel zur Ermittlung der erzielten Rendite pro Risikoeinheit. Eine Sharpe Ratio von weniger als 1 bedeutet, dass die Rendite unabhängig von der absoluten Wertentwicklung des Fonds keinen Ausgleich für das eingegangene Risiko bietet.

Absolute Return-Anleihestrategien brauchen genaue Analyse

Trotz all seiner Schattenseiten war das Jahr 2020 für Absolute Return-Anleihestrategien eine gute Gelegenheit, sich zu beweisen. Durch eine genaue Betrachtung der Fondsvolatilität und anschließenden Vergleich der Sharpe Ratios verschiedener Absolute Return-Strategien können Anleger jene Fonds herausfiltern, die ihre Ertragsziele erfüllen konnten, ohne dass hierfür übermäßig hohe Risiken eingegangen werden mussten.

Ohne Anleihen im Portfolio wird es auch in Zukunft nicht gehen

Bei all der Aufregung um den Zinsverfall der letzten Zeit darf nicht vergessen werden, dass die rückläufigen Renditen kein neues Phänomen sind, sondern sich dieser Trend bereits seit Jahrzehnten manifestiert. Mit Erreichen der effektiven Zinsuntergrenze verlieren womöglich frühere Argumente für eine Anlage in Benchmark-Anleihen – wie der Vorteil stetiger Ertragsströme – an Überzeugungskraft. Nichtsdestotrotz sind eine geringere Volatilität und der Kapitalerhalt weiterhin Grund genug, Anleihen einen zentralen Platz im Portfolio einzuräumen. Somit gilt es, sich für die Zukunft zu rüsten und verstärkt auf Absolute Return-Anleihestrategien mit hoher Sharpe Ratio zu setzen, um auch in den kommenden Jahren vom Wertpotenzial zu profitieren.

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Philippe Gräub
Head of the Global & Absolute Return Fixed Income team

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Bernard McGrath
Investment Specialist