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Analysen 24.07.2017

Anlageperspektiven 3. Quartal 2017

Anlageperspektiven 3. Quartal 2017

Das erste Halbjahr war in vielerlei Hinsicht eine ungewöhnliche Zeit.


  • Das weltweite Wachstum bleibt trotz politischer und geopolitischer Unwägbarkeiten stark.
  • Der Ausblick für die Eurozone hellt sich dank den geplanten Reformen in Frankreich, einer prozyklischen Politik in Deutschland und einem neuen Lebenshauch für das politische Projekt Europa auf.  Das US-Wachstum dürfte auch weiterhin bei 2–2,5% liegen und es ist keine Rezession in Sicht.
  • Die Inflation dürfte sich in den Industrieländern nach einem vorübergehenden Rückgang im zweiten Quartal bei rund 2% stabilisieren, sodass im nächsten Jahr keine Deflation droht.
  • In den kommenden Jahren werden neue geldpolitische Rahmenbedingungen vorherrschen, da sich die Zentralbanken allmählich von ihrem ultralockeren geldpolitischen Kurs verabschieden.
  • Wir setzen bei unserer Asset-Allokation weiterhin auf Aktien. Das anhaltende Gewinnwachstum weltweit sollte Aktien im zweiten Halbjahr Auftrieb verleihen, doch die hohen Bewertungen lassen vermuten, dass die Renditen wahrscheinlich bescheidener ausfallen werden als im ersten Halbjahr.
  • Angesichts der besonders hohen Bewertungen in den USA ziehen wir Nicht-US-Aktien in Europa, Japan und in den asiatischen Schwellenländern vor. Technologie und Banken sind unsere bevorzugten Sektoren.
  • Globale Anleihen sollten sich an die restriktivere Geldpolitik und das Ende der Ära des billigen Geldes anpassen. Variabel verzinsliche Notes (FRN) und marktneutrale Anleihestrategien dürften von den steigenden Zinsen und der höheren Volatilität an den Anleihemärkten profitieren.
  • Angesichts der hohen Bewertungen bei Aktien und Anleihen sollten Hedgefonds-Strategien den Portfolios Diversifikationsvorteile bringen dank zunehmenden Performanceunterschieden zwischen Sektoren und Regionen.

Positive Aussichten trotz politischer Risiken

Das erste Halbjahr war in vielerlei Hinsicht eine ungewöhnliche Zeit. Nach Jahren der Ungewissheit ist im politischen Lager in Kontinentaleuropa wieder Stabilität eingekehrt, als die Parteien der Mitte dem aufflackernden Populismus in den Niederlanden, Österreich und jüngst in Frankreich die Stirn boten. Im Gegensatz dazu erschauderte die Welt, als die seit dem Ende des Kalten Krieges führende Volkswirtschaft unter ihrem neuen Präsidenten Donald Trump die Weltbühne verliess und sich in politischen Gefechten zu inländischen Themen verzettelte. Politische Ereignisse werden auch das zweite Halbjahr prägen – dazu gehören der Parteikongress in China, die Wahlen in Deutschland und möglicherweise in Italien, die Aufnahme der Brexit-Verhandlungen sowie der Beginn der Kampagne für die US-Kongresswahlen 2018. Wie im ersten Halbjahr werden die Wirtschafts- und Gewinnentwicklung dennoch die wichtigsten Antriebskräfte der Märkte bleiben.

Trotz der weiterhin schwelenden politischen und geopolitischen Risiken bleibt der Ausblick positiv. Das weltweite Wachstum sollte anhalten und sich sowohl 2017 als auch 2018 ungefähr bei 3,6% einpendeln. Obwohl die Ölpreisvolatilität in jüngster Zeit sprunghaft angestiegen ist, stimmen die Aussichten für die wichtigsten Regionen nach wie vor zuversichtlich. In den Industrieländern dürfte das Wachstum auf 2% und in den Schwellenländern gesamthaft betrachtet auf nahezu 5% steigen.

Ein „New Deal“ für die Eurozone?

Obwohl die europäischen Wachstumsdaten immer wieder positiv überraschten, birgt die Wahl von Emmanuel Macron das Potential, die Konjunktur und die Reformen in Frankreich und der Eurozone voranzutreiben und die Wachstumswerte zu beflügeln. Sein Programm beruht auf liberalen und proeuropäischen Reformen. Sofern es umgesetzt wird, sollte es der französischen Wirtschaft den dringend benötigten Impuls verleihen, dümpelt das Wachstum doch seit der Finanzkrise bei rund 1% vor sich hin. Ausserdem könnte der neue Präsident Europa damit beweisen, dass die französische Regierung durchaus zu weitreichenden Veränderungen fähig ist.

Ein entscheidender Schritt wird die im September anstehende Arbeitsmarktreform sein. Sie sollte die Wirtschaft flexibilisieren und den Weg für weitere tiefgreifende Massnahmen ebnen. Einige davon (wie die Senkung der Unternehmenssteuer und die Reduzierung der Lohnkosten) müssen jedoch wegen der sehr schwierigen Haushaltslage – das französische Haushaltsdefizit liegt bei über 3% des BIP – wahrscheinlich auf nächstes Jahr verschoben werden, damit Frankreich das Defizit unter die Zielmarke von 3% drücken kann und bei den anderen EU-Regierungen wieder an Glaubwürdigkeit gewinnt. Macron hat offensichtlich ein ehrgeiziges Programm für die Eurozone (ein gemeinsamer Haushalt, ein Investitionsplan und ein neues politisches Projekt). Dieses wird auch von Angela Merkel begrüsst, die signalisiert hat, dass Deutschland nach den Wahlen im September offen für Diskussionen sei. Die deutsche Bundeskanzlerin hat eigene Reformpläne: Ihr Wahlprogramm sieht beträchtliche Steuererleichterungen für Familien (bis zu EUR 30 Mrd.) vor und die Staatsausgaben steigen bereits, denn sie hat sich von ihrer in den letzten Jahren weithin kritisierten Sparpolitik verabschiedet.

Die französischen Reformen einerseits und die höheren Staatsausgaben in Deutschland andererseits lassen das politische Projekt Europa aufleben und könnten der Eurozone zu einem höheren mittelfristigen Wachstum (2–2,5%) verhelfen. Dieses läge damit näher beim US-Trend, sodass die Region weniger vom Rest der Welt abhängig wäre. Wird die europäische Integration vorangetrieben, würde der in Aussicht gestellte gemeinsame Haushalt (zu Beginn nur einige ganz bestimmte Posten) den Policy- Mix ins Gleichgewicht bringen und den Einfluss der Zentralbankmassnahmen schwächen.

In Grossbritannien haben sich sowohl der wirtschaftliche als auch der politische Ausblick eingetrübt. Bei den vorgezogenen Wahlen im Juni verloren die Konservativen die absolute Mehrheit im Parlament. Die Position von Premierministerin Theresa May ist geschwächt. Sie sah sich gezwungen, eine Minderheitsregierung mit Duldung der Democratic Unionist Party zu bilden. Derweil verliert die Binnenkonjunktur an Schwung und es sind in unmittelbarer Zukunft keine neuen fiskal- und geldpolitischen Massnahmen zu erwarten. Beim Start der Brexit-Verhandlungen behielt die EU die Oberhand und setzte ihren eigenen Fahrplan durch. Theresa May wird es also schwer haben, wie ursprünglich geplant, parallel zu den Brexit-Verhandlungen neue separate Handelsabkommen abzuschliessen. Ausserdem rückte die Debatte über einen Soft- bzw. Hard-Brexit erneut in den Vordergrund und führte zu Unsicherheit hinsichtlich des Pfunds Sterling und somit zu einer höheren Volatilität der Währung.

Obwohl es unwahrscheinlich erscheint, dass die Trump- Regierung das neue Steuergesetz in diesem Jahr durchbringen wird, dürfte eine Erholung das amerikanische BIP von seinem saisonal bedingten flachen Erstquartalswert für den Rest des Jahres im Bereich von 2–2,5% halten. Die Fundamentaldaten für den Konsum sind nach wie vor gut und das Geschäftsklima ist immer noch positiv, obwohl noch keine der versprochenen Steuersenkungen tatsächlich durchgeführt worden ist: Es herrscht nahezu Vollbeschäftigung, sodass die Löhne in den kommenden Quartalen (aufgrund zunehmender Anzeichen eines Arbeitskräftemangels) stärker wachsen könnten als erwartet, die Wohnimmobilienpreise steigen nach wie vor stärker als die Inflation und Vermögenseffekte stützen den Konsum. Abgesehen von der Volatilität im verarbeitenden Sektor und der finanzpolitischen Unsicherheit, die sich auf die Investitionen auswirken könnte, sollte der Konsum weiterhin der Wachstumstreiber in den USA sein.

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